Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

Madame

Upstairs-Downstairs

Weil ihre Chefin abergläubisch ist, soll ihre Hausangestellte Maria (Rossy de Palma) einen Abend lang eine feine Dame verkörpern. Nicht geplant war, dass ihr Tischnachbar, der britische Kunsthändler David, sich gleich in sie verliebt. Gesellschaftskomödie.

Mehr

Toni Colette und Harvey Keitel spielen ein reiches amerikanisches Paar, das sich in einer schicken Residenz in Paris niedergelassen hat. Hinter der perfekten Fassade bröckelt es – Paul muss seinen geliebten Caravaggio verkaufen, um über die Runden zu kommen – erst muss aber noch geklärt werden, ob der echt ist - Anne ist frustriert und angespannt, und geknistert hat schon lange nichts mehr. Sohn Steven nimmt seinem Vater die neue Ehe immer noch übel und leidet ansonsten unter Schreibblockade. MADAME beginnt wie eine opulent gefilmte „Upstairs-Downstairs“-Komödie. Während die Ultra-Reichen sich anzicken und fürs Dinner herrichten, werden in der Küche liebevoll Zucchinischeiben in weißer Suppe arrangiert. Während bei den Chefs die Gesichter ausgeleuchtet sind, fokussiert die Kamera beim Personal auf die Handgriffe. Nur ein Gesicht schält sich aus der Dunkelheit des Dienstmädchentrakts heraus: das von Chefhaushälterin Maria (Rossy de Palma). Die Sphären vermischen sich, als sich herausstellt, dass zum Essen 13 Gäste erwartet werden. Was für ein Unglück! Anne bittet Maria als mysteriöse spanische Freundin teilzunehmen, und die schlägt sich mit einem naiven Charme so gut, dass Kunsthändler David (Michael Smiley) sich in sie verliebt… Anne ist entsetzt.
In den 50er Jahren wäre diese Grundkonstellation der Ausgangspunkt für ein Märchen geworden, bei der die Armen den Reichtum und die Reichen ein Herz entdeckt hätten. Bei Amanda Sthers verbirgt sich unter den bunten Bildern jedoch eine unüberwindliche soziale Kälte. Die Reichen sind nicht nur unglücklich, sondern vor allem übergriffig: Anne greift sich einfach so Marias Telefon und liest ihre Nachrichten. Sohn Steven nutzt ihre Geschichte als Inspiration für sein neues Buch. Die fluffige Hochglanz-Erzählung und die kalte Welt, von der sie erzählt, finden nicht zusammen: MADAME hätte das Potential zu einer bösen Satire, verharrt aber in den Konventionen der Gesellschaftskomödie.

Hendrike Bake

Details

Frankreich 2017, 91 min
Genre: Tragikomödie
Regie: Amanda Sthers
Drehbuch: Amanda Sthers
Kamera: Régis Blondeau
Schnitt: Nicholas Chaudeurge
Musik: Matthieu Gonet
Verleih: StudioCanal
Darsteller: Harvey Keitel, Toni Collette, Rossy de Palma, Tom Hughes
FSK: oA
Kinostart: 30.11.2017

Website
IMDB

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.