Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

Lenas Klasse

Brutale Diskriminierung

Lena ist 16, und weil sie im Rollstuhl sitzt, ist ihr ein Schulbesuch bisher verwehrt worden. Jetzt kommt sie in eine „Anpassungsklasse“, in der verhaltensauffällige, geistig und körperlich behinderte Schüler mehr verwahrt als unterrichtet werden.

Mehr

Das auf russische Filme spezialisierte Kino Krokodil im Prenzlauer Berg hat einen Filmverleih gegründet, um LENAS KLASSE, das Spielfilmdebüt des jungen russischen Regisseurs Ivan I. Twerdowskij ins Kino zu bringen, auch, wie Kinobetreiber Gabriel Hageni sagt, weil es immer schwieriger wird, Filme aus Russland zu importieren. LENAS KLASSE erzählt von der 16-jährigen Lena, die wegen einer Myopathie im Rollstuhl sitzt, und nach langen Jahren, in denen ihr der Schulbesuch komplett verwehrt wurde, nun zum ersten Mal eine Schule besuchen soll. Vor der Schule findet ein festlicher Appell statt, aber die Schulleiterin sorgt schnell dafür, dass der Anblick von „Kranken“, wie Behinderte hier ausschließlich genannt werden, nicht den Festakt stört. Lena kommt in eine „Anpassungsklasse“, in der verhaltensauffällige, geistig und körperlich behinderte Jugendliche von den übrigen Schülern durch einen Drahtverhau getrennt mehr verwahrt als unterrichtet werden. Lena verliebt sich schnell in ihren hübschen Mitschüler Anton und wird in der Schülerclique der Außenseiter aufgenommen. Als Lena und Anton nackt in Antons Zimmer erwischt werden, gibt es eine gewaltige Affäre, und auch Lenas Mitschüler wenden sich gegen das Mädchen. Die Stärken von Twerdowskijs Film sind die schonungslose Offenlegung der brutalen Diskriminierung und Ausgrenzung von Behinderten und das enthusiastische Spiel der jungen Protagonisten. Allerdings spielen in LENAS KLASSE ausschließlich Nichtbehinderte, und am Ende spiegelt sich die Verkommenheit der Autoritäten in einem Gewaltexzess, den Lenas geistig behinderte Mitschüler ausüben, die der Film selbst dadurch wiederum von den „integrierbaren“ Körperbehinderten ausgrenzt. Andererseits scheinen Machtausübung und die Erniedrigung Anderer hier der einzige Zweck der Gesellschaft zu sein. Woher soll da das Sanfte und Gute kommen?

Tom Dorow

Details

Originaltitel: Klass Korreksii
Russland/Deutschland 2014, 98 min
Genre: Drama
Regie: Ivan I. Tverdovskiy
Drehbuch: Mariya Borodyanskaya, Dmitry Lanchikhin, Ivan I. Tverdovskiy
Kamera: Fedor Struchev
Schnitt: Ivan I. Tverdovskiy
Verleih: Krokodil Distribution
Darsteller: Mariya Poezzhaeva, Filipp Avdeev, Nikita Kukushkin
FSK: 12
Kinostart: 28.04.2016

Website
IMDB

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.