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Legend

Mit dem doppelten Hardy

Legenden waren die Kray-Zwillinge schon zu Lebzeiten. In den 1960er waren Reggie und Ronnie in London das, was man in Deutschland als ‚Kiezgrößen‘ bezeichnen würde. Offiziell Nachtclubbesitzer, später wegen Mord im Gefängnis, ließen sie sich mit Stars ablichten und vom Fernsehen interviewen. Opulente Verfilmung mit Tom Hardy in beiden Hauprollen.

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Ein leicht abgewandeltes Zitat aus einem alten Western sagt: „If you have to choose between fact and legend – print the legend!“ Legenden waren die Kray-Zwillinge schon zu Lebzeiten. In den 1960er waren Reggie und Ronnie in London das, was man in Deutschland als ‚Kiezgrößen‘ bezeichnen würde. Offiziell Nachtclubbesitzer, ließen sie sich mit Stars ablichten und vom Fernsehen interviewen, während die Polizei sie wegen Schutzgelderpressung im Auge behielt. Als sie später wegen Mordes 30 Jahre in getrennten Zellen verbrachten, hielt sie das nicht davon ab, trotzdem regelmäßig in den Schlagzeilen aufzutauchen.
Eine Verfilmung war unausweichlich und so durften sich die Gebrüder Kemp (Spandau Ballet) 1990 als Krays durch eine konventionelle Gangsterstory schlagen und stechen. Brian Helgeland hat dafür nun den doppelten Tom Hardy und der Zuschauer bekommt von allen dreien voll auf die Zwölf. Gefahr Tom Hardys Kray-Brüder zu verwechseln besteht nie. Reggie ist der perfekt gekleidete, charmante ‚Straight Man‘, der die junge Frances (Emily Browning) umwirbt und irgendwann versprechen muss, für sie das Verbrechen aufzugeben. Ronnie hat den Mund meist leicht offen, liebt Männer und am Gangsterdasein am meisten die Gewalt, wenn er nicht gerade erstaunlich belesene Kommentare abgibt. Die Brüder erscheinen wie zwei Seiten einer kriminellen Medaille und natürlich kommt es zu einer spektakulären Prügelei zwischen ihnen. Helgeland interessiert sich nicht groß für soziale Realität oder Psychologie, sondern inszeniert London als Kulisse eines ausgemacht coolen Stadtwesterns. Das ist öfter lustig und seltener brutal, als man erwarten würde (aber wenn, dann richtig), immer dramatisch und über 131 Minuten nie langweilig. Bei so einer Hauptattraktion vergibt man auch gerne, wenn die Nebencharaktere wenig Gelegenheit haben, einen tieferen Eindruck zu hinterlassen. Es ist ja alles die große, bunte Ron&Reggie-Show.

Christian Klose

Details

Großbritannien/Frankreich 2015, 131 min
Genre: Gangsterfilm, Thriller
Regie: Brian Helgeland
Drehbuch: Brian Helgeland
Kamera: Dick Pope
Schnitt: Peter McNulty
Musik: Carter Burwell
Verleih: Studiocanal
Darsteller: Tom Hardy, Emily Browning, Paul Anderson
FSK: 16
Kinostart: 07.01.2016

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