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Herr von Bohlen

Homophobe Neidkomplexe

Der schwule Krupp-Erbe Arndt von Bohlen und Halbach wurde 1966 von der Unternehmensleitung zum Verzicht auf sein Erbe gezwungen. HERR VON BOHLEN bietet Einblicke in eine von homophoben Neidkomplexen bestimmte Gesellschaft.

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Sein Leben ist Teil der deutschen Boulevardmedien- wie Industriegeschichte: Arndt von Bohlen und Halbach, als Sohn von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach bis in die 1960er Jahre designierter Krupp-Chef, wurde in Internaten und BWL-Studium zum deutschen Wirtschaftsführer erzogen. 1966 verzichtete er auf Druck der Unternehmensführung auf sein Erbe von 3,5 Milliarden DM sowie auf den Chefposten. Zu weich, andere Interessen – sprich: zu schwul. Schminke und Schmuck schmeichelten seiner Eitelkeit, Fleiß und Verantwortung lagen ihm fern. Arbeiten – "das hat mir gerade noch gefehlt!" Die Presse skandalisierte immer wieder gerne die – mehr oder weniger wahren – Luxusexzesse des "reichsten Frührentners Deutschlands" mit seiner jährlichen 2-Millionen-Rente.
André Schäfer nähert sich diesem schillernden Typen über das Re-Enactment an. In einer Making-of-Situation macht der Regisseur gleich zu Anfang klar: Wir benutzen Archivmaterial, das gar keines ist. In einer imaginierten filmischen Homestory öffnet Schauspieler Arnd Klawitter in seiner Rolle des Arndt von Bohlen und Halbach sein Herz – mit Originalzitaten aus diversen Interviews. Eine erweitere Perspektive bieten echte Interviews mit Weggefährten, von den Wirten seiner Münchner Stammwirtschaft bis zum Nachlassverwalter, der in heiligem Zorn gegen die intriganten Schachzüge des Kruppkonzerns wettert. Irgendwo zwischen Spiel- und Dokumentarfilm bietet HERR VON BOHLEN Einblicke in eine von homophoben Neidkomplexen bestimmte Gesellschaft.

Harald Mühlbeyer

Details

Deutschland 2015, 90 min
Genre: Biografie, Dokumentarischer Film, Drama
Regie: André Schäfer
Drehbuch: André Schäfer
Kamera: Andy Lehmann
Musik: Ritchie Staringer
Verleih: Edition Salzgeber
Darsteller: Arnd Klawitter, Arne Gottschling, Christian Birko-Flemming, Marcos Schlüter, Yannic Becker, Sebastian Müller, Markus Thiele
FSK: oA
Kinostart: 19.11.2015

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