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Helle Nächte

Sprachlos im Nebel

Nach dem Tod seines Vaters fährt Bauingenieur Michael mit seinem eigenen Sohn nach Norwegen. Ihr Verhältnis ist schwierig, sie reden wenig, Nebel hängt in den Bergen. Ein Road Movie über Sprachlosigkeit und Väterbeziehungen.

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Der Vater ist tot. Nachdem Bauingenieur Michael (Georg Friedrich) in knappen, wortlosen Einstellungen in den Film eingeführt ist, sitzt er am Schreibtisch am Telefon und spricht mit seiner Schwester, deren Geburtstag er wieder einmal vergessen hat. Ohne große Gefühlsregungen und mit einem Glas Whiskey in der Hand erzählt ihr Michael die Neuigkeiten: Herzinfarkt, typisch. Er war ein schwieriger Mann, lernen wir später.

Der Sohn lebt. Dass Michael selbst Vater von einem Sohn ist, erfahren wir durch einen unvermittelten Schnitt ins Flugzeug nach Norwegen. Der Vater hatte dort ein Haus, Michael und sein Sohn Luis (Tristan Göbel) reisen dorthin und anschließend durchs Land. Ihr Verhältnis ist schwierig, lernen wir schnell.

Thomas Arslans neuer Spielfilm ist ein Road Movie über Sprachlosigkeit und Väterbeziehungen, das eine intensive Spannung aufbaut, je mehr sich der Film mit seinen beiden Protagonisten in die menschenleeren Landschaften Norwegens begibt. Wie der Nebel in den Bergregionen, wabern die Familienkonflikte zwischen Michael und Luis und kommen immer häufiger zum Ausbruch, führen aber zu keiner Aussprache. Kameramann Reinhold Vorschneider filmt das Paar dabei oft in zärtlichen Momenten des Nebeneinanderliegens in Nächten, die schlaflos bleiben, weil die Sonne nicht untergehen will. Begegnungen mit Dritten bleiben folgenlos, immer öfter sehen wir aus dem Auto nur die betörende Szenerie - eine Natur, deren Friedfertigkeit ein leeres Versprechen bleibt, weil ihr Anblick Schuld, Wut und Enttäuschung nicht wettzumachen weiß.
HELLE NÄCHTE ist ein reduzierter und konzentrierter Film, dessen Bildsprache es versteht, eine allzu ausformulierte Handlung zu ersetzen, und der eine umso stärkere Wirkung entfaltet je deutlicher wird, dass Sprache - im Film und unter den Figuren - wirkungslos bleiben muss.

Toby Ashraf

Details

Deutschland/Norwegen 2017, 86 min
Genre: Drama, Roadmovie
Regie: Thomas Arslan
Drehbuch: Thomas Arslan
Kamera: Reinhold Vorschneider
Schnitt: Reinaldo Pinto Almeida
Verleih: Piffl Medien
Darsteller: Georg Friedrich, Marie Leuenberger, Tristan Göbel, Hanna Karlberg
FSK: oA
Kinostart: 24.08.2017

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