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Hell or High Water

Möchtegernoutlaws

Melancholischer Neo-Western über zwei Brüder, die Banken überfallen, um die Farm ihrer Mutter zurück kaufen zu können. Jeff Bridges ist der alte Sheriff. Mit Musik von Nick Cave.

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“You’re new at this, aren’t ya?”, fragt die Kassiererin der ersten Bank die Brüder Tanner (Ben Foster) und Toby Howard (Chris Pine, STAR TREK), als beim ersten Überfall des Morgens nichts nach Plan läuft. Auch der alte Cowboy in der zweiten Bank regt sich eher darüber auf, dass diese Möchtegernoutlaws seinen Colt klauen könnten - und eröffnet gleich das Feuer auf die Flüchtenden. Aber die Howard-Brüder sind auf einer Mission: Bis Donnerstag muss das Geld für die Familienfarm da sein, unter der man Erdöl gefunden hat. Wie soll man das sonst machen, wenn man nur für Gewalt ein Talent hat? Aber altmodisch ist Banken zu überfallen schon. Das denkt sich auch Texas Ranger Marcus Hamilton (Jeff Bridges), der vor der Langeweile des Ruhestands noch eben diesen Fall aufklären will. Glücklicherweise ist er es auch. Anstatt Datenbanken zu bemühen, beobachtet er lieber die nächste Bank ganz klassisch aus dem Saloon von der anderen Straßenseite. Wenn es sein muss, auch die ganze Nacht.
Das Texas von HELL OR HIGH WATER ist durchzogen von Melancholie und Nostalgie. Nicht nur die Banditen und der Sheriff sind Relikte aus einer einfacheren Zeit, auch sonst kämpft hier fast jeder ums Überleben und träumt von einer besseren Vergangenheit oder Zukunft. Der Film ist sich der Widersprüche bewusst und bringt trotzdem die Genreregeln der klassischen Western konsequent in die Moderne. Statt mit dem Pferd über die Prärie zu traben, fährt man jetzt mit ständig wechselnden Autos durch Geisterstädte voller geschlossener Läden und Verfall. Das alles sieht natürlich großartig aus. Und Ehrensache: Gegen Ende gibt es ein Duell. Jeff Bridges, momentan wahrscheinlich Hollywoods erste Wahl in Sachen „Alte Sheriffs“, gibt Hamilton gleichermaßen störrisch und charmant, und Pine und Fosters Banditen sind vielschichtige Charaktere fernab jeder Klischees. Nur verärgern sollte man keinen von ihnen, wenn man an seinem Leben hängt. Denn in Texas zieht man schnell.

Christian Klose

Details

USA 2016, 102 min
Genre: Drama, Krimi, Sozialkritischer Film, Western
Regie: David Mackenzie
Drehbuch: Taylor Sheridan
Kamera: Giles Nuttgens
Schnitt: Jake Roberts
Musik: Nick Cave, Warren Ellis
Verleih: Paramount Pictures
Darsteller: Jeff Bridges, Ben Foster, Chris Pine, Marin Ireland
FSK: 12
Kinostart: 12.01.2017

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