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Haus ohne Dach

Roadtrip durch Kurdistan

Als die Mutter von Lya, Jan und Alan stirbt, müssen die drei im Irak geborenen und in Deutschland ausgewachsenen Geschwister sich zusammenraufen. Denn ihre Mutter will in ihrem irakischen Heimatort neben dem Vater beigesetzt werden.

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Lya (Mina Özlem Sağdıç), Jan (Sasun Sayan) und Alan (Murat Seven) sind Geschwister, die sich nicht sonderlich gut leiden können. Aus dem kurdischen Teil des Iraks stammend, sind sie als Kinder nach Stuttgart gekommen und haben sich nun unterschiedlich gut eingelebt. Ihr Verhältnis zu ihrer Herkunft, dem Leben in Deutschland und ihren Pflichten innerhalb der Familie ist gespalten. Als ihre Mutter stirbt und gemäß ihrem Wunsch neben dem im Kampf gegen Saddam Hussein gefallenen Vater beerdigt werden soll, müssen die drei sich auf eine gemeinsame Reise durch die frühere Heimat begeben. Alte Befindlichkeiten, neu gelüftete Geheimnisse, die instabile Sicherheitslage und nicht zuletzt die einheimischen Verwandten sorgen dafür, dass den dreien eine abenteuerliche Fahrt bevorsteht.
Die Regisseurin Soleen Yusef, die in Südkurdistan geboren wurde und selbst als Kind mit ihrer Familie nach Deutschland gekommen ist, hat sich viel vorgenommen. Sie nimmt die Zuschauer*innen mit auf eine Reise in eine Region, deren Wunden nicht heilen können, und zu Familien, die Traumata stumm weitervererben. Manche Wendung ist vorhersehbar, nicht alle Figuren sind ganz ausgereift. Dennoch ist HAUS OHNE DACH ein berührendes Roadmovie, dem es nicht an Humor und Leichtigkeit mangelt, mit einem feinen Gespür für die Menschen, Musik und die landschaftliche Schönheit dieser Region. Die Dreharbeiten vor Ort in Duhok und Umgebung wurden durch das Erstarken des sogenannten „Islamischen Staates“ erschüttert. Das eigentlich geplante, vielleicht zu gefällige Ende wurde anschließend zu einem stärkeren umgeschrieben. Für einen Film über den Kreislauf der Gewalt und seine Folgen ist das auf traurige Weise konsequent. Prämiert wurde der Abschlussfilm der Regisseurin an der Filmakademie dafür unter anderem mit dem „First Steps Award“ als bester Spielfilm.

Katharina Franck

Details

Deutschland/Kurdistan/Katar 2016, 117 min
Sprache: Deutsch, Kurdisch
Genre: Drama, Roadmovie
Regie: Soleen Yusef
Drehbuch: Soleen Yusef
Kamera: Stephan Burchardt
Schnitt: Hannes Bruun
Musik: Paradox Paradise
Verleih: missingFILMs
Darsteller: Murat Seven, Sasun Sayan, Mina Ö. Sağdıç, Wedad Sabri, Ahmet Zirek
Kinostart: 31.08.2017

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Keine Programmdaten vorhanden.

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