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Gleissendes Glück

Vielschichtig verkorkst

Die unglückliche Hausfrau Helene Brindel hört eines Tages einen Radiobeitrag von Neurowissenschaftler Eduard E. Gluck und sieht in ihm einen möglichen Retter. Aber Gluck hat eigene Probleme. Verfilmung gleichnamigen Roman der schottischen Autorin A.L. Kennedy.

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Helene Brindel ist eine unglückliche Hausfrau. Eines Tages hört sie im Küchenradio einen Beitrag, der ihr gefällt. In einem Interview erzählt der Neurowissenschaftler Eduard Gluck, wie er als Kind wegen der Züge, die hinter dem Haus vorbeifuhren, nicht schlafen konnte: Seine Mutter setzte sich mit ihm hin und sie hörten den Zügen genauer zu und dabei entdeckte er, dass die Züge seinen Namen ratterten: Eduard E. Gluck, Eduard E. Gluck, Eduard E. Gluck. Helene, die selbst nicht schlafen kann und sich auch wünschen würde, andere Gedanken zu denken, kauft sich erst ein Buch des Professors und trifft ihn dann bei einer seiner Vorlesungen. Sie trinken Kaffee, treffen sich abends zum Essen und dann noch ein paar Mal, solange Helene in Hamburg ist. Ihre Kennenlerngespräche gehören zu den interessantesten und seltsamsten Dialogen, die das Kino zurzeit zu bieten hat. Smalltalk liegt Helene nicht. Sie kommt gleich zur Sache und befragt den Professor zu dem was ihr am Herzen liegt: dem Verlust ihres Gottglaubens. Mit Gott kann Professor Gluck wenig anfangen, seine humoristischen Versuche prallen dagegen an Helene völlig ab. „Sie müssen mir nicht helfen, mich zu entspannen. Ich entspanne mich nicht mehr.“ sagt Helene. „Ich weiß, was wir jetzt brauchen: modernen Tanz“, sagt Gluck und nimmt sie mit zu einer finnischen Tanzperformance. Helene kann nichts damit anfangen aber dennoch entsteht zwischen den beiden ein Band, möglicherweise eine Rettungsleine. Gluck, von Helenes Ehrlichkeit berührt, vertraut ihr seinen eigenen Abgrund an: Er ist süchtig nach Pornografie. Mit GLEISSENDES GLÜCK hat Sven Taddicken den gleichnamigen Roman der schottischen Autorin A.L. Kennedy verfilmt - er hat die Geschichte erfolgreich nach Deutschland transportiert und mit Martina Gedeck und Ulrich Tukur zwei Schauspieler gefunden, die Helene und Eduard in all ihrer vielschichtigen Verkorkstheit phänomenal verkörpern.

Hendrike Bake

Details

Originaltitel: Gleißendes Glück
Deutschland 2015, 102 min
Genre: Drama
Regie: Sven Taddicken
Drehbuch: Sven Taddicken
Kamera: Daniela Knapp
Schnitt: Andreas Wodraschke
Verleih: Wild Bunch
Darsteller: Martina Gedeck, Ulrich Tukur, Johannes Krisch, Hans-Michael Rehberg
FSK: 16
Kinostart: 20.10.2016

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