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Gaza Surf Club

Surfer vor Ruinen

GAZA SURF CLUB nutzt das Porträt einer Gruppe von Surferinnen und Surfern, die von Freiheit und Wellen und einem eigenen Surf Shop träumen, um auch den Alltag im Gazastreifen zu dokumentieren.

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Am Anfang brechen sich die Wellen am östlichen Mittelmeer in Zeitlupe, während auf der Tonspur ein Luftangriff dröhnt. Im Anschluss folgt eine lange Kamerafahrt durch die Ruinen von Gaza-Stadt. So führen Philip Gnadt und Mickey Yamine den Schauplatz und die Stoßrichtung ihres in Toronto uraufgeführten Dokumentarfilms GAZA SURF CLUB ein. Als Freigeister inmitten der Tristesse wollen die etwas glatt gebügelten Protagonisten durch das Surfen der Realität entrinnen und nehmen dafür einiges in Kauf. Die Teenagerin Sabah muss heimlich auf ihr Surfbrett steigen, weil die militante Hamas Frauen jeglichen Wassersport untersagt. Der Mittvierziger Abu, eine Art Mentor der überschaubaren Surfer-Gemeinde, lebt als Aussteiger am Strand und will Gaza bald verlassen, denn im „größten Open-Air-Knast der Welt“ (Spiegel Online) fühlt er sich nicht nur bevormundet, sondern eingesperrt. Der 23-jährige Ibrahim träumt hingegen von seinem eigenen Shop für den täglichen Bedarf eines Wellenreiters, dem titelgebenden Gaza Surf Club. Weil in seiner Heimat ein Importverbot für Surfboards besteht, will der findige Ibrahim den Bau der Bretter in einer Manufaktur auf Hawaii lernen – und muss reichlich Behörden-Hickhack durchlaufen, um die Ausreisepapiere für das Praktikum zu bekommen. Der Blick in die Surferkultur dient den Filmemachern in erster Linie als exotischer Aufhänger, um den Alltag im Gazastreifen zu dokumentieren. Den typischen Elendsbildern von Terror und Armut halten sie sandfarbene Weitwinkelaufnahmen entgegen, die das karge Leben vor Ort aller Ästhetik zum Trotz nicht beschönigen. Die Surfszenen fallen indes gediegen aus, weswegen man GAZA SURF CLUB keineswegs mit einer dieser spektakulär hyperaktiven GoPro-Sportdokus verwechseln sollte.

Christian Horn

Details

D 2016, 87 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Philip Gnadt, Mickey Yamine
Drehbuch: Philip Gnadt, Mickey Yamine
Kamera: Niclas Reed Middleton
Schnitt: Marlene Assmann, Helmar Jungmann
Musik: Sary Hany
Verleih: Farbfilm
FSK: oA
Kinostart: 30.03.2017

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