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Europa – Ein Kontinent als Beute

Bedrückende Bestandsaufnahme

Christoph Schuch und Rainer Krausz nehmen in ihrem Dokumentarfilm eine düstere Bestandsaufnahme der allgegenwärtigen EU-Depression vor.

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Die Idee von Europa steht am Abgrund, zumindest hat sich dieses Bild in diesem Jahrzehnt etabliert. Die Finanzkrise hat den Frust über Ungerechtigkeit und Ungleichheit nahezu auf dem gesamten Kontinent in Wut und Hass auf ein System katalysiert, das sich im Europäischen Parlament manifestiert. Die Rückbesinnung auf Nationalismus und Chauvinismus sind die Folge und finden ihren Ausdruck in den Wahlerfolgen der rechten Parteien, die es bestens verstehen, mit den Ängsten der Bevölkerung zu spielen. Christoph Schuch und Rainer Krausz nehmen in ihrem Dokumentarfilm EUROPA – EIN KONTINENT ALS BEUTE diese Stimmung auf und kreieren mit grauen Bildern von kahlen Landschaften, Zäunen, kalten Betonbauten und verlassenen Straßen, die sie mit einem düster-bedrückenden und seltsam artifiziell-klingenden Score unterlegen, eine nahezu postapokalyptische Atmosphäre. Der Film ist eine Art Bestandsaufnahme einer allgegenwärtigen Depression, wie sie der Linke-Europaabgeordnete Fabio De Masi beschreibt. Er ist einer der drei Experten, deren Statements durch den Film führen: Sie sprechen vom Lobbyismus, von den Verfehlungen der Politik, vom Lohndumping und der Finanzmafia. Ihre Aussagen werden von den parallel geschilderten Erfahrungen aus Spanien und Portugal gestützt. Leider werden weder De Masi, noch Börsenmakler Dirk Müller oder der umstrittene Historiker Dr. Daniele Ganser von den Filmemachern für die Zuschauer eingeordnet, ihre Aussagen stehen solitär und bestätigen über weite Strecken die weit verbreitete Systemkritik und Ablehnung Europas, die auch den Populismus derer, die von der diffusen Angstmache profitieren wollen, antreibt. Deswegen wäre eine Utopie, wie jüngst von Politikwissenschaftlerin und Publizistin Ulrike Guérot beschrieben, für ein neues und gerechteres Europa so wichtig – eine konkrete Idee, für die es sich zu kämpfen lohnt.

Jens Mayer

Details

Deutschland 2016, 78 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Christoph Schuch, Reiner Krausz
Drehbuch: Christoph Schuch
Kamera: Christoph Schuch, Reiner Krausz, Vita Spiess
Schnitt: Reiner Krausz
Musik: Oliver Augst, Marcel Daemgen
Verleih: Edit
Kinostart: 23.02.2017

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