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Die rote Schildkröte

Seestücke

Ein Schiffbrüchiger strandet auf einer Insel, einer einsamen Idylle aus Sandstränden und Klippen mit einem immergrünen Bambuswald im Zentrum. In bezaubernden Aquarellen erzählt Dudok de Wit (DER MÖNCH UND DER FISCH) eine symbolische Geschichte vom Kreislauf des Lebens.

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Ein Schiffbrüchiger kämpft um sein Überleben. Er strandet auf einer Insel, einer einsamen Idylle aus weiten Sandstränden und felsigen Klippen mit einem immergrünen Bambuswald im Zentrum. Er organisiert sein Überleben und dann seine Flucht: Immer wieder baut er ein Floß, immer wieder zerbricht es auf mysteriöse Weise kurz vor der Küste bei ruhiger See und klarem Himmel. Jedes Floß ist größer als das letzte und dennoch ist der Mann nicht in der Lage zu gehen. Eine große rote Schildkröte hindert ihn daran, bis er sich in sein Schicksal fügt und sich auf das Inselleben einlässt. Die symbolische Geschichte von DIE ROTE SCHILDKRÖTE erzählt wie bereits Michael Dudok de Wits Kurzfilme DER MÖNCH UND DER FISCH und VATER UND TOCHTER vom Kreislauf des Lebens, diesmal aus einer dezidiert männlichen Perspektive. Es geht um Aufbruch, Entdeckersein, Ankommen, Familie gründen, Loslassen und erneuten Aufbruch. Gelegentlich führt das zu Bildern von familiärer Inselidylle, die an DIE BLAUE LAGUNE erinnern. Aber geschenkt: wodurch DIE ROTE SCHILDKRÖTE beeindruckt, bezaubert und fasziniert sind de Wits magische Aquarelle, die dem Film auch eine Oscar-Nominierung einbrachten. Die Bilder scheinen zu pulsieren. Wellen plätschern sacht, vielschichtig-durchsichtig an den Strand. Durch den Bambuswald geht ein Hauch von Wind und rührt die Blätter. In zartesten Nuancen fängt de Wit ein, wie sich der endlose Himmel über der Insel und das endlose Meer rundum im Tagesverlauf ändern. Wie die Sonne steigt und sinkt und lange Schatten über den Strand wirft. Wie Wolken eines Tages das Blau verdüstern und ein Sturm aufkommt. De Wits Schilderung eines Tsunamis gleicht einem Gedicht und gehört zu den besten Animationen, die ich je gesehen habe. Übrigens: DIE ROTE SCHILDKRÖTE kommt ohne Dialoge aus.

Hendrike Bake

Details

Originaltitel: La tortue rouge
Frankreich/Japan/Belgien 2016, 80 min
Genre: Animation, Fantasy
Regie: Michael Dudok de Wit
Drehbuch: Michael Dudok de Wit
Schnitt: Céline Kélépikis
Musik: Laurent Perez del Mar
Verleih: Universum Film
FSK: oA
Kinostart: 16.03.2017

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IMDB

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