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Die Liebe seines Lebens

Vergangenheitsbewältigung mit Colin Firth

Eric (Colin Firth) hat im Zweiten Weltkrieg Schlimmes erlebt, wurde in einem japanischen Kriegsgefangenenlager gefoltert, wo er beim Bau der Brücke am Kwai mitgeholfen hat. Die Erlebnisse hat er nie verarbeitet was er nun, 1980, nachholen möchte. In Thailand trifft er auf seinen ehemaligen Peiniger, der auf seine ganz eigene Art an den Folgen des Kriegs leidet.

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Wie ein kitschiger Liebesfilm von der Stange wirkt der Titel von Jonathan Teplitzkys Drama, doch die Liebe spielt nur eine untergeordnete Rolle. Anfangs lernen sich der Frührentner Eric Lomax (Colin Firth) und die ehemalige Krankenschwester Patti (Nicole Kidman) zwar auf betont süßliche Manier im Zug kennen und heiraten in Windeseile, doch bald verändert sich der Fokus der Geschichte: Eric hat im Zweiten Weltkrieg Schlimmes erlebt, wurde in einem japanischen Kriegsgefangenenlager gefoltert, wo er beim Bau der Brücke am Kwai mitgeholfen hat. Die Erlebnisse hat er nie verarbeitet was er nun, 1980, nachholen möchte. In Thailand trifft er auf seinen ehemaligen Peiniger, der auf seine ganz eigene Art an den Folgen des Kriegs leidet.
Vieles an dieser Geschichte wirkt aufgesetzt, vom viel zu jung wirkenden Colin Firth, bis zur psychologisch arg banalen Aufarbeitung der Traumata. Seine stärksten Momente hat THE RAILWAY MAN - wie Teplitzkys Film im viel passenderen Original heißt – wenn er mit Jeremy Irvine als junger Eric Krieg und Gefangenschaft nachzeichnet. In diesen Momenten wirkt das Drama wie die bessere Version von Angelina Jolies UNBROKEN, manchmal sogar wie eine gelungene Ergänzung von David Leans Klassiker DIE BRÜCKE AM KWAI.
Auch wenn der Film auf wahren Begebenheiten beruht, mutet DIE LIEBE SEINES LEBENS gerade in den Szenen in den frühen 80er Jahren wenig glaubwürdig an - wegen oder trotz seiner beiden Oscar gekrönten Hauptdarsteller sei dahingestellt. Vor allem liegt das daran, dass die Liebe seines Lebens für Eric immer nur die Züge waren, eine Liebe, die durch die Deportation im Zug und den mörderischen Bau einer Zugstrecke brutal zerstört wurde. Ausführlicher hiervon zu erzählen, wäre möglicherweise der interessantere Film gewesen.

Michael Meyns

Details

Originaltitel: The Railway Man
Großbritannien/Australien 2013, 116 min
Genre: Biografie, Drama, Kriegsfilm
Regie: Jonathan Teplitzky
Drehbuch: Frank Cottrell Boyce, Andy Paterson
Kamera: Garry Phillips
Musik: David Hirschfelder
Verleih: StudioCanal
Darsteller: Nicole Kidman, Stellan Skarsgård, Colin Firth, Hiroyuki Sanada, Marta Dusseldorp, Jeremy Irvine
FSK: 12
Kinostart: 25.06.2015

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IMDB

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