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Die Einsiedler

Karge Lebensräume

Regisseur Ronny Trocker erzählt in seinem Langspieldebut zurückhaltend, mit respektvollem Abstand und wenig Worten das Schicksal einer Bergbauernfamilie.

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Die zerklüftete Berglandschaft und die Furchen in Mariannes Gesicht sprechen die Sprache der Einsamkeit: Auf dem Einsiedlerhof, abgeschnitten von der Welt, muss man mit sich selbst auskommen. Nun sind die Bäuerin und ihr Mann Rudl in die Jahre gekommen. Die alltägliche Routine des Holzhackens, Melkens, Essenzubereitens und Ausbesserns der gröbsten Schäden geht nicht mehr einfach von der Hand.
Regisseur Ronny Trocker dröselt in seinem Langspieldebut zurückhaltend, mit respektvollem Abstand und wenig Worten das Schicksal einer Bergbauernfamilie auf, die von jeher gewohnt ist, pragmatische Entscheidungen zu treffen. So schickte die Mutter ihren Sohn Alfred ins Tal, um im Marmorbruch zu schaffen, ein Zubrot für den Hof zu erwirtschaften. Eine Lawine hatte ihr die restlichen Kinder genommen. Als einziger Schmuck hängt ein kleiner Altar mit den Bildern der Verstorbenen im sonst unwirtlichen Haus. Aber Sentimentalität kann man sich nicht leisten in den Bergen. Nicht dass Marianne, eindrücklich interpretiert von Ingrid Burkhard, kein Herz hätte. Die Katzenjungen müssen trotzdem ersäuft werden und als der Rudl vom Dach stürzt und stirbt, begräbt sie ihn. Die Seilwinde mit dem Lastenaufzug ist kaputt, der Weg ins Tal weit. Warum sollte sie den Alfred behelligen?
Trocker findet Bilder kontemplativer Schönheit, um die kargen Lebensräume von Marianne und Alfred auszuloten, ihre innere Welt zu spiegeln. Oben die raue Natur, unten die weißglänzenden, abweisenden Mauern des Steinbruchs. Hier und dort wird wenig geredet, herrscht das Gesetz des Stärkeren. Auf dem Berg muss man sich nicht mit den Menschen befassen und ihre Grausamkeiten aushalten. Unten trifft Alfred auf Paola, die ungarische Küchenangestellte. Und plötzlich steht er zwischen der Pflicht seiner Mutter gegenüber und dem, was sich in seinem Herzen regt.

Susanne Kim

Details

Österreich 2017, 108 min
Genre: Drama
Regie: Ronny Trocker
Drehbuch: Rolando Grumt Suárez, Ronny Trocker
Kamera: Klemens Hufnagl
Schnitt: Julia Drack
Verleih: Barnsteiner Film
Darsteller: Andreas Lust, Ingrid Burkhard, Ursi Tóth, Hannes Perkmann
FSK: 12
Kinostart: 12.10.2017

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