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Detroit

Nervenzerreibend minutiös

Detroit 1967. Jahrzehntelange Diskriminierung entlädt sich in wütenden Straßenschlachten. Als aus dem Algier Hotel Schüsse gemeldet werden, rückt die Polizei ein und drangsaliert eine Gruppe von überwiegend afro-amerikanischen Hotelgästen. Mehrere Opfer werden erschossen.

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Im Sommer 1967 löste ein Polizeitrupp eine Feier für zwei Vietnam-Rückkehrer in einer illegalen Bar auf. Über 80 Leute sollten verhaftet werden und auf der Straße flogen Steine. Die Gewalt eskalierte und jahrzehntelange Diskriminierung brach sich Bahn in tagelangen Straßenkämpfen, in denen sich die – überwiegend afroamerikanischen – Bewohner*innen Detroits Gefechte mit der – überwiegend weißen – Polizei, Nationalgarde und Armee lieferten. Im Verlauf des „12th Street Riot“ wurden Geschäfte geplündert, Gebäude angezündet, Straßensperren errichtet. 24 Afroamerikanerinnen wurden von den Sicherheitskräften erschossen und zahllose Bürgerinnen und Bürger in Polizeigewahrsam misshandelt und belästigt. Besonders brutal war der „Algiers Motel Incident“, den Kathryn Bigelow in ihrem historischen Thriller nervenzerreibend minutiös rekonstruiert. In das Motel hatten sich unter anderem auch die jugendlichen Mitglieder der aufstrebenden Band „The Dramatics“ geflüchtet, nachdem ihr Tourbus stecken geblieben war. Detailliert schildert DETROIT die Abläufe der Nacht: Wie die Jungs die Bekanntschaft zweier weißer Studentinnen machen, wie die Party jäh unterbrochen wird, als die Polizei das Motel stürmt, und vor allem wie die Bandmitglieder, die jungen Frauen und weitere Hotelbewohner über Stunden von der Polizei festgehalten und terrorisiert werden. Drei Männer werden dabei erschossen. Die Tortur scheint nahezu in Echtzeit stattzufinden und macht die selbstverständliche Verachtung, mit der die weißen Polizisten ihre Gefangenen behandeln erschütternd deutlich.
DETROIT ist ein Ensemblefilm, in dem es vor allem auch um Gruppendynamiken geht. Von wem geht die Gewalt aus, wie verselbständigt sie sich, wer macht mit, wer könnte eingreifen, unternimmt aber nichts. Drei Personen bleiben dennoch im Gedächtnis: Der Polizist Krauss (Will Poulter), der die Gelegenheit zur Gewalt geradezu willkommen zu heißen scheint. Der ernsthafte und begabte junge Sänger Larry (Algee Smith) dem die Ereignisse die Lust auf eine Musikerkarriere vor weißem Publikum nehmen. Und vor allem der afroamerikanische Security-Mann Dismukes (John Boyega), der zwischen den Fronten steht, einerseits Teil der Obrigkeit ist, und andererseits ohne genug Autorität, die Abscheulichkeiten zu unterbinden.

Hendrike Bake

Details

USA 2017, 143 min
Genre: Thriller, Historienfilm, Drama
Regie: Kathryn Bigelow
Drehbuch: Mark Boal
Kamera: Barry Ackroyd
Schnitt: William Goldenberg, Harry Yoon
Verleih: Concorde Filmverleih
Darsteller: Will Poulter, John Krasinski, Anthony Mackie, Jack Reynor, Kaitlyn Dever, John Boyega
FSK: 12
Kinostart: 23.11.2017

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