Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

Der Vollposten

Vertreibung aus dem Paradies

Checco hat es sich gemütlich eingerichtet auf seinem Posten im Amt für Jagd und Fischerei. Die Verwaltungsreform trifft ihn hart, aber egal, wohin er versetzt wird, seinen Beamtenstatus gibt er nicht auf. Eine deftige italienische Abrechung mit Beamtenwesen und Chauvinismus.

Mehr

Andere träumen davon Popstar zu werden, Schauspieler oder Pilot. Doch für den kleinen Checco gibt es nur eins: ein Beamter zu sein. Eine gut bezahlte Anstellung, sozial abgesichert und unkündbar – das ist sein Traum von einem Leben und so wie es der italienische Publikumshit DER VOLLPOSTEN darstellt, ist der Verwaltungsposten wirklich das höchste Maß einer beruflichen Perspektive. Checco wird von allen hofiert, Mama erfüllt ihm jeden Wunsch, seine Zukünftige liegt ihm nur wegen seiner Festanstellung zu Füßen und in der Vorratskammer neben seinem Büro türmen sich die „Zuwendungen“ seiner Klienten. Doch das Klima in der italienischen Heimat wird zunehmend frischer. Eine Verwaltungsreform soll den Apparat aus Korruption und Vetternwirtschaft gründlich durchlüften. De facto ist Checco der einzige in der kleinen Provinz, den die Maßnahmen treffen. Seine Position in der Landesverwaltung für Jagd und Fischerei wird ihm entzogen und er wird nach Rom beordert. Dort soll er es den anderen gleichtun, eine Abfindung kassieren und mit seiner Unterschrift auf alle seine Privilegien verzichten. Doch Checco denkt gar nicht daran und wird fortan von einem unwirtlichen Ort zum nächsten versetzt.
In seiner Heimat avancierte die deftige Komödie zum Erfolg. Mit fast zehn Millionen Zuschauern ließ sie sogar STAR WARS hinter sich. Beachtlich, denn Regisseur Gennaro Nunziante geht nicht gerade zimperlich um mit der italienischen Volksseele. Checco ist ein waschechter „Stronzo“, ein Macho und Chauvinist, wie er im Buch steht. Nunziante bemüht sich überhaupt nicht, seine Läuterung in nachvollziehbaren Schritten zu schildern. Zwischentöne werden niedergequatscht. Trotzdem gelingt es dem Vollblutkomiker Luca Medici, der auch am Drehbuch mitschrieb, so etwas wie Sympathie für den „Vollp(f)osten“ zu wecken. In der deutschen Fassung liegt das auch an der hervorragenden Synchronarbeit von Bastian Pastewka.

Lars Tunçay

Details

Originaltitel: Quo vado?
Italien 2016, 84 min
Sprache: Italienisch
Regie: Gennaro Nunziante
Drehbuch: Gennaro Nunziante, Checco Zalone
Kamera: Vittorio Omodei Zorini
Schnitt: Pietro Morana
Musik: Checco Zalone
Verleih: Weltkino Filmverleih
Darsteller: Bastian Pastewka, Eleonora Giovanardi, Sonia Bergamasco
Kinostart: 22.09.2016

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.