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Das grüne Gold

Agrarspekulation und Vertreibung

Der schwedische Dokumentarfilmer Joakim Demmer hat sechs Jahre lang über die von EU, DFID und Weltbank geförderte Agrarspekulation in Äthiopien recherchiert, in deren Zug einer der größten Nationalparks der Welt gerodet und indigene Völker vertrieben werden.

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Alles begann am Flughafen Addis Abeba. Der schwedische Dokumentarfilmer Joakim Demmer beobachtete hier eines Nachts zufällig die Arbeiter auf der Rollbahn, wie sie Nahrungsmittel in ein Flugzeug nach Europa luden. Zur gleichen Zeit war ein anderes Team damit beschäftigt, Hilfslieferungen aus einem zweiten Flugzeug zu entladen. Während eines der ärmsten Länder der Welt nicht in der Lage zu sein scheint, das eigene Volk zu ernähren, wächst es gleichzeitig zu einer der größten Exportnationen für Nahrungsmittel heran. Diese Schizophrenie erschreckte Demmer und er begann zu recherchieren. Der Grund für das Ungleichgewicht ist die Politik des Machthabers Mulatu Teschome, der sein Land international wettbewerbsfähig machen will und massenweise Investoren nach Äthiopien holt. Agrarunternehmen wie die arabische Saudi Star nutzen Subventionen von internationalen Institutionen wie der EU, DFID und der Weltbank, um günstig hunderttausende Hektar Land zu erwerben und urbar zu machen. Das heißt im Klartext, sie roden die Wälder eines der größten Nationalparks der Welt, dem Gambela Park an der Grenze zum Sudan, und siedeln die indigenen Völker um, damit sie ihre Anbauflächen ausweiten können. In der Hauptstadt trifft Demmer auf Argaw Ashine, einen einheimischen Journalisten, der an einem Artikel zu dieser Praxis arbeitet. Gemeinsam reisen sie nach Gambela. Ashine wird allerdings zunehmend unter Druck gesetzt und muss das Land verlassen. Demmer recherchiert alleine weiter, fest entschlossen, den Vertriebenen eine Stimme vor der New Yorker Weltbank zu verschaffen. Nach sechs turbulenten Jahren ist sein Film fertig, die Geschichte aber noch lange nicht beendet. DAS GRÜNE GOLD macht wütend, fast ohnmächtig angesichts der Kette, zu deren Gliedern auch jede/r von uns gehört. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass seine Botschaft Gehör findet.

Lars Tunçay

Details

Originaltitel: Dead Donkeys Fear No Hyenas
Deutschland/Schweden/Finnland 2017, 82 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Joakim Demmer
Drehbuch: Joakim Demmer
Kamera: Ute Freund, Joakim Demmer, Zeb Davidson
Schnitt: Frank Brummundt, Stefan Sundlöf
Verleih: Neue Visionen
FSK: oA
Kinostart: 05.10.2017

Website
IMDB

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

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