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Dancing Beethoven

Getanzte Utopie

2015 führte das Béjart Ballet Lausanne in Tokio Maurice Béjarts 1964 entworfene Choreografie zu Beethovens berühmter 9. Symphonie „Ode an die Freude“ auf. An dem internationalen Projekt waren neben der Schweizer Tanzkompagnie und dem Tokioter Ballet auch der Ritsuyu-kai Chorus und das Israel Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Zubin Mehta beteiligt.

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Beethovens 9. Symphonie ist so etwas wie der Inbegriff der klassischen Musik. Im vierten Satz kommt Schillers enthusiastische „Ode an die Freude“ als Gesang hinzu: „Alle Menschen werden Brüder“ lautet die Utopie, die ebenso zeitlos ist wie die exstatische Musik. Der französische Balletttänzer und Choreograph Maurice Béjart († 2007) hat das klassische Stück als energetisches Ballettstück adaptiert, das Beethovens Komposition ins Visuelle überträgt. In DANCING BEETHOVEN begleitet die spanische Dokumentarfilmerin Arantxa Aguirre über 9 Monate den Entstehungsprozess einer im Jahr 2015 präsentierten Aufführung der Choreographie in Tokio. Das Béjart-Ballet aus Lausanne und das Tokyoer Ballett stellen die Tänzer, das israelische Philharmonieorchester unter Leitung von Zubin Mehta spielt die Symphonie live ein. Die von Schiller wie Beethoven erhoffte Verbrüderung der Menschheit findet auf der Bühne einen gelebten Ausdruck, wenn Künstler aus allen Teilen der Welt kollaborieren. Als weitere Bedeutungsebene baut Aguirre mit der Schauspielerin Malya Roman eine Journalistin in den Film ein, die den Prozess begleitet, schließlich aber in einer Art Twist noch eine weitere Funktion übernimmt. Interviews mit Tänzern, Musikern, Choreographen und Kulturkritikern blicken hinter die Kulissen in Lausanne und Tokyo, während der Rhythmus der Jahreszeiten die verstreichende Zeit bis zur Premiere visualisiert. Tiefpunkte bleiben während der Genese nicht aus, wenn sich etwa eine der Tänzerinnen verletzt und nach monatelangem hartem Training ausscheidet. Faszinierend sind die Szenen, die die Proben in einer Turnhalle mit Bildern der Uraufführung kombinieren und das Gesamtkunstwerk aus Tanz, Musik und Gesang plötzlich in voller Schönheit, Sinnlichkeit und Wucht erstrahlen lassen.

Christian Horn

Details

Schweiz/Spanien 2016, 79 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Arantxa Aguirre
Drehbuch: Arantxa Aguirre
Kamera: Rafael Reparaz
Verleih: Arsenal Filmverleih
FSK: oA
Kinostart: 13.04.2017

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