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Brimstone

Post-Italo-Western

Im Dorf, in dem die stumme Hebamme Liz mit ihrem Mann, ihrer Tochter und ihrem Stiefsohn lebt, taucht ein neuer Prediger auf, bei dessen Anblick Liz zu Tode erschreckt. Wuchtiger Post-Italo-Western mit vermeintlich feministischer Perspektive.

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Brimstone ist ein in Deutschland gedrehter holländischer Western, der den Italo-Western mit niederländischen, deutschen und US-Schauspielern und aus einer weiblichen Perspektive wiederbeleben will, allerdings von einem Mann, Martin Koolhoven, geschrieben und inszeniert ist. BRIMSTONE (eigentlich dt. „Schwefel“, wie das, wonach der Teufel stinkt) beginnt wuchtig. Im Dorf, in dem die stumme Hebamme Liz (Dakota Fanning) mit ihrem Mann, ihrer Tochter und ihrem Stiefsohn lebt, taucht ein neuer Prediger (Guy Pearce) auf, bei dessen Anblick Liz zu Tode erschreckt. Kurz darauf muss sie entscheiden, ob sie bei einer Geburt das Kind oder die Mutter rettet. Sie rettet die Mutter, und der Prediger nennt sie kurz darauf eine Mörderin. Als er beginnt, die Familie zu terrorisieren, wird klar, dass hinter Liz‘ Angst und dem Hass des Predigers mehr steckt. Episodische Rückblenden erzählen die Geschichte von Liz‘ langem Leidensweg, während in der Haupthandlung Liz vor dem Prediger flieht – bis zum unweigerlichen Showdown.
BRIMSTONE gelingt vieles: die halb-mythische Figur des Predigers spielt Guy Pearce wie ein Wiedergänger von Klaus Kinski in LEICHEN PFLASTERN SEINEN WEG. Die Atmosphäre ist durchgehend bedrückend, die Landschaften sind feindliche, zu weite Wege, die nirgendwo Schutz bieten. Die heftigen Gewaltszenen werden mit großen Splatter-Ausrufezeichen inszeniert, mehr in der Lucio Fulci- als in der Tarantino-Tradition. Einige Nebenstränge des immerhin zweieinhalb Stunden langen Films, vor allem einer um Kit Harrington (Jon Snow in „Game of Thrones“) als sexy Outlaw, wirken dagegen entbehrlich, und ob eine weibliche Passionsgeschichte wirklich unmittelbar zu einer feministischen Perspektive führt, sei dahin gestellt. Als Genre-Kracher funktioniert BRIMSTONE jedenfalls sehr ordentlich, und er weckt die Hoffnung auf weitere europäische Post-Italo-Western.

Hannes Stein

Details

Deutschland/USA 2016, 148 min
Genre: Horror, Italowestern, Historienfilm
Regie: Martin Koolhoven
Drehbuch: Martin Koolhoven
Kamera: Rogier Stoffers
Schnitt: Job ter Burg
Musik: Junkie XL
Verleih: Koch Films
Darsteller: Dakota Fanning, Carice van Houten, Guy Pearce, Carla Juri, Kit Harington
FSK: 16
Kinostart: 30.11.2017

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IMDB

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