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Aus dem Nichts

Ungeheure Wut

Fatih Akin erzählt die Geschichte eines Nazi-Terroranschlags aus der Perspektive einer Frau, die dabei ihren Sohn und Ehemann verliert. Diane Kruger gewann in Cannes die silberne Palme als Beste Darstellerin.

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Bevor Katja mit der besten Freundin ins Hamam fährt, setzt sie den 8-jährigen, wuschelköpfigen Rocco noch im Übersetzungsbüro des Papas ab. Als sie zurückkommt, steht die kleine multikulturelle Geschäftsstraße im Hamburger Zentrum voller Polizeiautos. Vor dem Laden ist eine Bombe explodiert. Rocco und Nuri sind tot. Es folgen fassungsloses Entsetzen, Verzweiflung, ratlose und taktlose Angehörige und Ermittlungen der Polizei, die die Täter zunächst im Umfeld Nuris vermuten. Da war doch diese Vorstrafe - war ihr Mann immer noch als Drogenhändler tätig? Schließlich führen die Spuren ins Neonazi-Umfeld und Katja hat ein neues Ziel, das sie am Leben hält: Die Täter sollen ihre Strafe erhalten.
AUS DEM NICHTS handelt von einem fiktionalen Mord, der dem Schema der NSU-Morde entspricht. Das Geschehen spielt sich in drei Kapiteln ab, die „Familie“, „Gerechtigkeit“ und „Das Meer“ heißen, und die Entwicklung vom Familiendrama über den Gerichtsfilm zum Rachethriller beschreiben. AUS DEM NICHTS ist beherrscht erzählt und geradlinig geplottet, sehr traurig, und: ungeheuer wütend. Die Wut gilt den boshaften Mördern und Mörderinnen, aber auch den Behörden, die die trauernden Angehörigen zu Unrecht verdächtigt haben. Die Wut treibt Katja an, die von Diane Kruger in einer atemberaubenden Tour-de-Force gespielt wird, für die Kruger in Cannes mit der Palme für die beste Darstellerin ausgezeichnet wurde. Und die Wut findet ihren Ausdruck in einem krachenden Filmende, das an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden kann.
AUS DEM NICHTS ist spannend und notwendig und außerdem ein Hamburg-Film, der von ganz normalen Großstädtern erzählt, die aus ihrem kleinen, ganz normalen Leben gerissen werden. Von Leuten, die ein abgebrochenes Studium haben, gegen den Schmerz auch mal Drogen nehmen, sich irgendwie durchschlagen, Stress mit den Schwiegereltern haben und einander Halt geben.

Hendrike Bake

Details

Deutschland/Frankreich 2017, 106 min
Genre: Drama, Krimi, Gesellschaftsfilm
Regie: Fatih Akin
Drehbuch: Hark Bohm, Fatih Akin
Kamera: Rainer Klausmann
Schnitt: Andrew Bird
Musik: Josh Homme
Verleih: Warner Bros. Germany
Darsteller: Diane Kruger, Numan Açar, Jessica McIntyre, Ulrich Brandhoff
FSK: 12
Kinostart: 23.11.2017

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