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A touch of Zen

King Hu ist der Urvater des neuen Hongkonger Martial Arts-Kinos. Er machte die aufrechte und kluge Kampfkünstlerin ebenso zum filmischen Archetyp wie den etwas dusseligen hübschen Intellektuellen und brachte die Martial Artists zum Fliegen. DRAGON INN (1967) erzählt die Geschichte eines Hinterhalts in einem einsamen Gasthof.

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King Hu ist nicht der Erfinder des Martial Arts Genres, aber seit King Hu können Martial Artists fliegen. King Hu ist schuld am Zen Buddhismus in HIDDEN TIGER, CROUCHING DRAGON von Ang Lee, an den hyperaktiven Bambuswäldchen-Kampfszenen in Zhang Yimous HOUSE OF FLYING DAGGERS und an Wong Kar-wais verschrobenem Liebhaberprojekt ASHES OF TIME – ach, eigentlich ist King Hu der Urvater des gesamten neuen Hongkong-Kinos. King Hu machte die aufrechte und kluge Kampfkünstlerin ebenso zum filmischen Archetyp wie den etwas dusseligen hübschen Intellektuellen. King Hu war der erste, der Kampf als Tanz inszenierte, sorgsam und musikalisch choreografiert und geschnitten, mit unsichtbaren Seilen und Trampolinen, die Krieger und Kriegerinnen zu Artisten machten.
Was uns aber beim Wiedersehen der beiden King Hu Klassiker, die der Rapid Eye Movie Verleih jetzt dankenswerterweise frisch restauriert ins Kino bringt, am meisten beeindruckt hat, waren die Landschaften, die episch weit und zugleich filigran verschachtelt sind. Die finalen Kämpfe in DRAGON INN (1967), der die Geschichte eines Hinterhalts in einem einsamen Gasthof erzählt, finden in den Bergen statt, und ebenso sorgsam wie die Kämpfer und Kämpferinnen im Raum sind die Tannen und Berge arrangiert, die den Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund ausmachen. In Hus Meisterwerk A TOUCH OF ZEN (1971) um eine untergetauchte Generalstochter, eine fiese Verschwörung, einen jungen Schriftgelehrten und einen Trupp magischer Mönche, gibt es kaum ein Bild, in dem nicht ein Ast den Raum beschränkt oder Pampasgras von der Seite ins Bild schaukelt. Noch vor der Erfindung der Steadycam hat Hu Filme geschaffen, in denen alles in Bewegung ist. Gräser, Perspektiven, Akteure. Filme, wie begehbare Räume, weit weniger hektisch und Macho als heutige Action-Kracher und viel eleganter.

Es ist ein Glück, dass diese gelassen-kinetische Filmerfahrung jetzt wieder im Kino gemacht werden kann. Wer nur Zeit für einen Film hat, sollte sich A TOUCH OF ZEN ansehen, besser wäre es natürlich, beide Filme zu gucken.

Details

Originaltitel: Xia nü
Taiwan/Hongkong 1971, 200 min
Genre: Abenteuer
Regie: King Hu
Drehbuch: King Hu
Kamera: Yeh-hsing Chou, Hui-ying Hua
Schnitt: King Hu
Musik: Ta Chiang Wu
Verleih: Rapid Eye Movies
Darsteller: Feng Hsu, Chun Shih, Ying Bai, Billy Chan
FSK: 12
Kinostart: 17.08.2017

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Keine Programmdaten vorhanden.

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